Veranstaltung am 20. Januar 2020

"Sensibel beleuchten - Radwege im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Naturschutz"

AGFK-Veranstaltung am 20. Januar 2020 in Osnabrück

Wie kann eine zukunftsfähige Beleuchtung von Radwegen aussehen? Darum ging es in der AGFK-Fachveranstaltung „Sensibel beleuchten – Radwege im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Naturschutz“ am 20. Januar 2020 in Osnabrück.

Die Vorträge der Veranstaltung können am Seitenende heruntergeladen werden.

Thematische Vorträge und offene Diskussionen gaben den rund 45 Teilnehmenden Einblicke in dieses wichtige Querschnittsthema, das sowohl Stadt- und Verkehrsplaner/innen, Radverkehrsbeauftragte als auch Menschen, die sich mit Umweltschutz befassen, beschäftigt. Insbesondere Radschnellverbindungen, die oftmals auch abseits von Straßen durch sensible Naturgebiete verlaufen, bringen hier neue Anforderungen mit sich.

Wichtige Kenngrößen und Anforderungen an moderne Beleuchtung erläuterte der Lichtplaner Daniel Petry aus dem Ingenieurbüro Dr. Petry und Partner. Das Ingenieurbüro mit jahrzehntelanger Erfahrung in Lichttechnik hat kürzlich die Beleuchtung für die etwa dreißig Kilometer lange Radschnellverbindung Frankfurt-Darmstadt geplant. Dort wurde eine solarbetriebene adaptive Beleuchtung installiert. Adaptiv bedeutet, dass das Licht bedarfsgerecht dann hochgefahren wird, wenn sich Radfahrende nähern und im Anschluss wieder auf ein niedriges Lichtniveau gedimmt wird. Eine zentrale Aussage von Daniel Petry war, dass nicht die Beleuchtungsstärke der wichtigste Faktor dafür sei, dass sich Radfahrende auf einer Strecke gut zurechtfinden und sicher fühlen, sondern eine gleichmäßige Beleuchtung viel ausschlaggebender sei. Der Grund: Bei wechselnder Helligkeit muss sich das Auge immer wieder neu anpassen, was abschnittsweise zu Sichtproblemen führen kann.

Dass bei der Beleuchtung weit mehr Umweltfaktoren als nur Insekten berücksichtigt werden müssen, illustrierte die Biologin Dr. Annette Krop-Benesch eindrucksvoll in Ihrem Vortrag. Denn die Auswirkungen künstlichen Lichts auf das empfindliche Ökosystem werden gemeinhin unterschätzt. Das Problem ist, dass sensible natürliche Gleichgewichte aus dem Lot gebracht werden, deren Auswirkungen von den meisten Menschen nicht direkt wahrgenommen werden und doch weitreichende Folgen haben. So seien neben Insekten und Fledermäusen z. B. auch Vögel, Fische, die Qualität von Gewässern und Kleinsäuger betroffen. „Beleuchtung kann nicht umweltfreundlich sein“, brachte sie es ganz nüchtern auf den Punkt. Um den Schaden zu begrenzen, sei es daher wichtig, mit Augenmaß zu entscheiden, ob und welche Beleuchtung wirklich notwendig sei.

Eine lebhafte Diskussionsrunde mit den Vortragenden und dem Publikum widmete sich insbesondere der Frage, wie Beleuchtungs¬anforderungen und Naturschutz am besten vereinbart werden könnten. Neben den beiden genannten Vortragenden saß zudem Alexander Jaspers von der SWO Netz (ein Unternehmen der Stadtwerke Osnabrück) auf dem Podium, der in Osnabrück für öffentliche Beleuchtungsplanung zuständig ist. Alle drei sprachen sich dafür aus, gemeinsame Lösungen zu entwickeln, um von der gegenseitigen Expertise zu profitieren. So können beispielsweise ökologische Studien wichtige Hinweise für die Lichttechnik liefern. Außerdem stand das Thema der subjektiven Sicherheit im Fokus. Uneinigkeit herrschte z. B. in Bezug auf die Frage, ob sich Menschen auf hell ausgeleuchteten Wegen wirklich sicherer fühlten, denn dadurch seien sie auch für die Umgebung sichtbarer. Die subjektive Wahrnehmung scheint hier zu variieren.

Bevor die Teilnehmenden als Abschluss der Veranstaltung zu einer Exkursion zum neu beleuchteten Teils des Radschnellwegs zwischen Belm und Osnabrück aufbrachen, erläuterte Alexander Jaspers von der SWO Netz deren Auswahl, Installation und technischen Details. Auch hier wurde adaptives Licht gewählt. Bei der Vor-Ort-Besichtigung konnten die Teilnehmenden diese moderne Beleuchtung dann live in der Praxis erleben und letzte Fragen klären.

Vorträge

Beispielsammlung (0,9 MB)

Sonnenturm

Markierungen, Bodenbeläge

Gamifikation

Solarradweg

Leuchtender Zoo

Adaptive Beleuchtung

Radwege zukunftsfähig beleuchten mit moderner Technik am Beispiel der Radschnellverbindung Frankfurt-Darmstadt (3,6 MB)
Daniel Petry
Ingenieurbüro Dr. Petry & Partner für Licht- und Elektrotechnik

Angezogen – Abgestoßen
Die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf die Natur
(3,1 MB)
Dr. Annette Krop-Benesch
Nachhaltig Beleuchten, Berlin

 

Einige der Abbildungen zu den Empfehlungen sind dem Leitfaden für die Berücksichtigung von Fledermäusen in Beleuchtungsprojekten des EUROBATS Projektes entnommen: https://www.fledermausschutz.de/2019/01/04/fledermaeuse-und-licht-leitfaden-fuer-die-beruecksichtigung-von-fledermaeusen-in-beleuchtungsprojekten/

"Mitlaufendes Licht" am Radschnellweg Osnabrück-Belm (1,6 MB)
Alexander Jaspers
SWO Netz GmbH, Stadtwerke Osnabrück

Videomitschnitt "Mitlaufendes Licht" am Radschnellweg Osnabrück-Belm
Zu Vorführungszwecken dimmt die Beleuchtung komplett herunter, wenn keine Person erfasst wird. Im Regelbetrieb ist dies nicht der Fall, so dass eine geringe Grundbeleuchtung vorhanden ist.
(Dauer: 14 Sekunden (Zeitraffer), 1,9 MB)
Edwin Süselbeck
AGFK Niedersachsen/Bremen e.V.